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Schwarzwald-Baar-Kreis
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Workshop stärkt Frauen mit Handicap

In einem Präventionsprojekt bei der Stiftung Liebenau soll Frauen mit Beeinträchtigungen geholfen werden, Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Körperbewusstsein aufzubauen und zu stärken, so dass sie in die Lage versetzt werden, Grenzen zu setzen und Nein zu sagen.

Die Themen Liebe, Körper und Sexualität spielen auch bei Menschen mit Handicap eine große Rolle. Oft wissen diese Menschen aber aufgrund ihrer Behinderung nicht, wie sie mit solchen Themen umgehen sollen bzw. wie sie sich schützen können. Barbara Reichstein, Regionalleiterin der Liebenau-Stiftung, und Felicitas Bichweiler, ehrenamtliche Mitarbeiterin beim WEISSEN RING, haben diesen Workshop gegen sexuelle Übergriffe für Menschen mit Handicap angestoßen. Unter der Leitung von Leah König von der Grauzone findet über einen Zeitraum von acht Wochen ein Präventionsprojekt bei der Liebenau Teilhabe in Villingen statt. 

Das Präventionsprojekt soll behinderte Menschen stark machen. Für Leah König ruht die Prävention auf fünf Säulen: 

Körperbewusstsein
Es ist wichtig ein gutes Körpergefühl zu entwickeln, den eigenen Körper als etwas‚ privates, individuelles anzunehmen und positives zu erfahren. Dadurch wird der eigene Körper als wichtig und schützenswert erachtet. Es muss trainiert werden, individuelle Körpergrenzen zu erkennen und zu bewahren. 

‚Nein sagen‘ und grenzachtender Umgang
Viele Menschen haben Schwierigkeiten damit, nein zu sagen und sich abzugrenzen. Diese Fähigkeit ist jedoch wichtig, um sich in undurchschaubaren oder gefährlichen Situationen selbst schützen zu können und die eigenen Grenzen nicht zu überschreiten. Deshalb müssen Lösungsstrategien zur Grenzsetzung in schwierigen Situationen erarbeitet, immer wieder geübt und verinnerlicht werden. Angenehme und unangenehme Berührungen und Situationen sollen frühzeitig erkannt und ein konstruktiver Umgang damit gelernt werden. 

Selbstbewusstsein und Selbstwert entwickeln
Ein ausgeprägtes Bewusstsein von sich selbst und die Überzeugung wertvoll und wichtig zu sein, tragen maßgeblich dazu bei, sich selbst mit einer starken Persönlichkeit vor sexueller Gewalt schützen zu können. Deshalb wird es in verschiedenen Übungen trainiert, die eigenen Stärken zu erkennen, weiterentwickeln und zu erfahren „Ich bin ok – so wie ich bin.“ 

Gefühle wahrnehmen und achten
Gefühle sind unter anderem Warnsignale des Menschen. Es ist wichtig zu lernen eigene Gefühle und die der Mitmenschen zu erkennen, wahr- und ernst zu nehmen. Durch verschiedene Übungen lernen Menschen (wieder) auf ihr ‚Bauchgefühl‘ zu hören. Dieses hilft brenzlige Situationen zu erkennen und darauf zu reagieren. 

Sich austauschen und informieren zu Themen wie Gewalt, Konflikte, Sexualität
Sexualität, Gewalt und Konflikte sind gerade bei Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Es ist jedoch wichtiger Bestandteil der Prävention vor sexuellen Missbrauch, ein gewisses Basiswissen zu diesen Themen zu vermitteln um die Menschen für diese Themen zu sensibilisieren. Das Erarbeiten von Strategien und Handlungsmöglichkeiten für einen verantwortungsvollen Umgang ist ebenfalls wesentlich. 

Ziel des Projekts ist, dass die teilnehmenden Frauen sich bewusst sind, dass ihr Körper ihr persönliches Gut ist und dass sie über ihren Körper selbst bestimmen dürfen. Mit Hilfe eines gestärkten Selbstbewusstseins können sie anderen Grenzen aufzeigen und sich wirkungsvoll schützen, indem sie „Nein!“ sagen. 

Die Finanzierung dieses Projekts in Höhe von knapp 2000 Euro hat die Freizeitwerkstatt der Lions Clubs Villingen und Schwenningen übernommen. Sie engagiert sich damit ein weiteres Mal zusammen mit dem WEISSEN RING in der Prävention von sexueller Gewalt, nachdem bereits im Jahr 2015 beim Präventionsprojekt „Pfoten weg!“ erfolgreich zusammengearbeitet wurde. 

Robert Göhring (links) und Roland Brauner von der Freizeitwerkstatt der Lions Clubs Villingen und Schwenningen zeigen ihre Unterstützung für das Präventionsprojekt, das von Felicitas Bichweiler (WEISSER RING, links) und Barbara Reichstein (Regionalleiterin der Stiftung Liebenau) angestoßen wurde. Foto: Wilfried Strohmeier, Schwarzwälder Bote