Gute Musik, coole Drinks und die besten Freunde sind alle da – die Mixtur für einen perfekten Abend im Lieblingsclub. Aber wenige Tropfen im Cocktail, der Cola oder im Bier genügen, um aus der ausgelassenen Partynacht einen Albtraum werden zu lassen. Um dies zu verhindern, setzt der WEISSE RING auf seine Aufklärungskampagne „Lass Dich nicht k.o.-tropfen!“. Die Opferschutzorganisation will mit Hilfe der Politik den K.o.-Tropfen aber auch grundsätzlich den K.o.-Schlag versetzen.
In der Kriminalstatistik werden K.o.-Tropfen-Fälle nicht erfasst. Und wenn K.o.-Tropfen eingesetzt werden, um ein Sexual- oder Vermögensdelikt zu begehen, ist dies in den meisten Fällen nur schwer nachweisbar. Das liegt daran, dass der von Fremden mit üblen Absichten in einem Moment der Unachtsamkeit ins Getränk geträufelte Stoff nicht nur für einen völligen Blackout sorgen kann, sondern nach relativ kurzer Zeit vom Körper abgebaut wird und nicht mehr nachzuweisen ist.
„Die Opfer leiden darunter, sich nicht erinnern zu können“, sagt Jochen Link. Er ist Opferanwalt und Leiter der Außenstelle des WEISSEN RINGS im Schwarzwald-Baar-Kreis. „Ich führe bedauerlicherweise immer wieder Gespräche mit Menschen, die vermuten, dass sie Ziel einer K.o.-Tropfen-Attacke geworden sind. Plötzliche Übelkeit, völliger Gedächtnisverlust, unerklärliche Unfälle sind nach Besuchen in Diskotheken, Bars, Clubs oder auch Restaurants allerdings klare Indizien für K.o.-Tropfen, die man im Cocktail weder riechen noch schmecken und im Glas auch optisch nicht erkennen kann“, sagt Link.
Parallel zur Kampagne des WEISSEN RINGs „Lass dich nicht k.o. tropfen“ setzt Opferanwalt Link gemeinsam mit dem Facharzt und Suchttherapeuten Dr. Michael Rath deshalb auch große Hoffnungen auf die Politik, weshalb Link um die Unterstützung des Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei (CDU) bat: „Ich begegne Ihrem Anliegen mit großer Sympathie und werde in der Angelegenheit Daniela Ludwig, die neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, kontaktieren und auch mit Gesundheitsminister Jens Spahn sprechen.“
Damit erfülle Thorsten Frei beiden einen großen Wunsch, meint Opferanwalt Link, „denn die chemische Industrie kommt unserer Forderung nicht nach, den für die Rauschzustände verantwortlichen Stoff Gamma-Butyrolacton (GBL) zu vergällen, wie dies etwa beim Brennspiritus gemacht wird. Dabei würde die Vergällung fast nichts kosten, aber viel Leid ersparen.“
Bei GBL handelt es sich um eine Vorläufersubstanz von GHB (Gamma-Hydroxybuttersäure), die erst im Körper zu GHB umgewandelt wird. GHB selbst fällt seit 2002 unter das Betäubungsmittelgesetz. GBL wiederum ist ein wichtiger Ausgangsstoff zur Herstellung von Medikamenten, Pflanzenschutzmitteln, Reinigungs- und Lösungsmitteln und ist somit leicht zugänglich.
Beim Treffen von Thorsten Frei und Jochen Link ging es außerdem um die generelle Arbeit des WEISSEN RINGS und um verschiedene rechtspolitische Themen: die Modernisierung des Strafprozessrechts, die Stärkung von Opferrechten und auch den Gesetzentwurf zum sogenannten Cybergrooming, der diese Woche im Bundestag beschlossen werden soll.