Unter Beachtung der Corona-Sicherheitsmaßnahmen trafen sich am 22. Juli 2020 Mitarbeiter des Opferhilfevereins WEISSER RING mit dem Leitungsteam des Referates Prävention beim Polizeipräsidium Konstanz zum Informationsaustausch.
Die regelmäßigen Treffen zwischen Mitarbeitern des WEISSEN RINGS und der Polizei sind schon Routine und wichtig, da beide Institutionen täglich mit Opfern von Kriminalität zu tun haben. Deshalb ist es notwendig, sich auf diesem schwierigen Feld der Opferbetreuung auszutauschen und neue Entwicklungen zu besprechen.
Polizeioberrätin Bettina Rommelfanger, Leiterin des Referats Prävention beim Polizeipräsidium Konstanz, begrüßte die Vertreter der Außenstellen des WEISSEN RINGS aus den Landkreisen Konstanz, Tuttlingen, Schwarzwald-Baar-Kreis und Rottweil bei der Verkehrspolizeiinspektion Zimmern o. R. herzlich.
Frau Rommelfanger erläuterte zunächst den Organisationsplan des Polizeipräsidiums Konstanz mit dem neuen Zuschnitt ab 01.01.2020 für die vier Landkreise. Danach ging sie detaillierter auf die Sachbereiche des Referates Prävention ein. Der Sachbereich Kriminalprävention befasst sich mit der schulischen Kriminalprävention, Sicherheit im öffentlichen Raum, Gewaltprävention und den Eigentums- und Vermögensdelikten; der Sachbereich Verkehrsunfallprävention mit der schulischen Verkehrsprävention und dem Betrieb der Jugendverkehrsschule mit der Radfahrausbildung.
Die Fachkoordination für den Bereich des Opferschutzes und der Opferhilfe im gesamten Zuständigkeitsbezirk des Präsidiums erfolgt ebenfalls im Referat Prävention. Daraus ergeben sich vielfältige Aktion mit Institutionen und Vereinen wie dem WEISSEN RING.
Neben den vielen Standardprogrammen wurde auch ein Überblick über die sog. „Neuen Präventionsformate“ gegeben, die bei der Polizei im Zuge Corona-Krise entwickelt wurden bzw. noch werden. Ziel ist es hier u. a., die Bürgerinnen und Bürger parallel zu den bestehenden Aktivitäten über die digitalen Medien und Onlineplattformen anzusprechen.
Auch die Opferhilfe beim WEISSEN RING kann zum Schutz aller Beteiligten vor dem Coronavirus im Rahmen des sog. Covid-19-Beantragungsverfahrens erfolgen, was eine vorübergehende Alternative zu der bewährten Praxis des persönlichen Opfergesprächs darstellt. Dabei können alle materiellen Hilfen des WEISSEN RINGS wie z. B. der Hilfescheck für eine anwaltliche oder psychotraumatologische Erstberatung ohne ein persönliches Treffen mit dem/der Betroffenen erfolgen.
Frau Dunja Burgbacher-Bucher, Außenstellenleiterin des WEISSEN RINGS im Landkreis Rottweil, berichtete über das schwierige Feld der häuslichen Gewalt und die Folgen aus der Corona-Krise. Bei der Universität Heidelberg gäbe es eine Gewaltambulanz, an die sich Opfer von häuslicher Gewalt wenden können und dort sehr professionell betreut würden. Wünschenswert wäre die Ausweitung solcher Einrichtungen auf das ganze Land. Hier stünde der WEISSE RING in Gesprächen mit den entsprechenden Stellen. Befürchtungen, dass sich die Lage im Bereich der häuslichen Gewalt durch die Pandemie wesentlich verschlechtern würde, hätten sich glücklicherweise, zumindest aus der aktuellen Wahrnehmung des WEISSEN RINGS, nicht bestätigt.
Die zunehmenden Berichte von Gewaltanwendungen im öffentlichen Raum werden vom WEISSEN RING mit Sorge betrachtet, so Jochen Link, Leiter der Außenstelle des WEISSEN RINGS im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Thema war zudem die fehlende Versorgungsdichte mit Psychotherapeuten, die im ländlichen Raum noch deutlicher zu spüren ist als in Städten, wie Link erläuterte. So erkennt der WEISSE RING bezüglich der ambulanten Versorgung in der Gesetzlichen Krankenversicherung deutliche Defizite, wenn nach Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten mit traumatherapeutischer Zusatzqualifikation gesucht wird. Der WEISSE RING stellte in diesem Zusammenhang zudem seine Forderung vor, Kindertrauma-Ambulanzen flächendeckend einzurichten.
Herr Link bedankte sich im Namen der anwesenden Vertreterinnen und Vertreter des WEISSEN RINGS für den interessanten Informationsaustausch und die gute Zusammenarbeit mit der Polizei. Ziel beider Institutionen sei es, dass Opfer von Kriminalität schnell und umfassend die Hilfe bekommen, die sie in ihrer Situation benötigen.